Geschichte

Planungsstelle für wissenschaftliches Bibliothekswesen

Als erster Vorläufer der heutigen OBVSG war seit 1974 an der Österreichischen Nationalbibliothek die Planungsstelle für wissenschaftliches Bibliothekswesen eingerichtet. Diese wurde am 29. Juni 1995 mit Inkrafttreten einer neuen Bibliotheksordnung aufgelöst. Nach verschiedenen Gesprächen über die Rückführung der Verbundagenden in den Bereich des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (BMWFK) wurde in der Geschäftseinteilung des Ministeriums vom 28. Dezember 1995 eine Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation eingerichtet. Mit Anfang des Jahres 1996 wurden dann neun Planstellen der vormaligen Planungsstelle vom Bundesministerium für kulturelle Angelegenheiten dem BMWFK zur dauernden Dienstleistung zugewiesen.

Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation (AGBA)

Nach der organisatorischen Trennung von der Österreichischen Nationalbibliothek bezog die Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation (AGBA) einen neuen Standort in der Garnisongasse im 9. Wiener Gemeindebezirk. Ihre vordringliche Aufgabe war neben Betreuung und Betrieb des damaligen Verbundsystems BIBOS-2 die Ausschreibung einer entsprechenden Nachfolge-Software. Als solche wurde im Jahr 1998 die Integrierte Bibliothekssoftware Aleph der israelischen Firma Ex Libris ausgewählt und ab Jänner 1999 produktiv eingesetzt. Die Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation wurde schließlich mit 1.1.2002 in eine privatwirtschaftliche Rechtsform überführt und firmiert seither unter dem Namen "Die Österreichische Bibliothekenverbund und Service Gesellschaft m. b. H." (OBVSG) im Besitz des Bundes.

Die Österreichische Bibliothekenverbund und Service GmbH (OBVSG)

Im Zuge der Privatisierung wurde einerseits die staatliche Finanzierung von zentralen Services der OBVSG auch in Zukunft sichergestellt, insbesondere die operative Leitung des Bibliothekenverbundes inklusive laufender Planung, Umsetzung und Vertretung nach außen sowie Betrieb der Verbundzentrale mit Verbunddatenbanken und allen sonstigen zentralen Verbunddienstleistungen. Zugleich eröffnete sich für die OBVSG die Möglichkeit, durch den Aufbau weiterer Services zusätzliche Geschäftsfelder zu lukrieren. Die neu gegründete Firma realisierte in der Folge verschiedene Modelle der Hard- und Softwarebetreuung für kleine und mittelgroße Bibliotheken, insbesondere mit Serverwartung sowie systemadministrativer und/oder systembibliothekarischer Betreuung der Integrierten Bibliothekssoftware Aleph. Auch das später so erfolgreiche Modell einer gemeinsamen Datenbank für mehrere Bibliotheken („Aleph-Sharing“) wurde in dieser Zeit entwickelt.

Im Dezember 2008 erfolgte als neuer Meilenstein der Erwerb der „Discovery and delivery“-Software Primo, deren konsortiale Instanz mit Dezember 2009 in Produktion ging. Viele Einrichtungen im OBV nützen die neue Software, um auf Basis von zeitgemäßer Suchmaschinentechnologie institutionelle Suchportale für ihre Bestände zu betreiben. Auch der zentrale Nachweis über die wissenschaftliche Literatur in Österreich („Verbundsuchmaschine“) läuft seit einem entsprechenden Relaunch im März 2011 mit moderner Oberfläche unter Primo. Im selben Jahr entschloss sich die OBVSG, einem generellen Trend der IT-Branche folgend, ihre Server nicht länger vor Ort selbst zu betreiben, sondern in ein externes Rechenzentrum auszulagern (Serverhousing).

Erfreulicherweise wuchs auch die „Kooperation E-Medien Österreich“ (KEMÖ) im Lauf der Jahre immer stärker an die OBVSG heran. Zu stark deckte sich der Zweck des Bibliothekenverbundes mit deren Zielen: dem koordinierten Erwerb von E-Medien bzw. Nutzungsrechten an E-Medien im Rahmen von Konsortien sowie der gemeinsamen Ressourcenadministration. Die OBVSG wurde mit 1. Juli 2008 neuer Rechtsträger der KEMÖ; deren Zentrale Koordinationsstelle übersiedelte in die OBVSG-Büros, bevor sie sich mit 1. Jänner 2015 – nun als KEMÖ-Geschäftsstelle – explizit in eine Abteilung der OBVSG verwandelte. Ebenfalls wichtig: Seit 2013 bietet die OBVSG die Software Visual Library im konsortialen Umfeld an. Diese ermöglicht neben dem Basismodul Retrodigitalisierung den Aufbau eines institutionellen Publikationsservers für Hochschulschriften und Open-Access-Publikationen.

Mit dem Zuschlag für das neue Bibliothekssystem Alma wurden im September 2015 nach zweijährigem Auswahlverfahren die Weichen für neue Aufgaben der OBVSG in einer erfolgreichen Zukunft des Bibliothekenverbundes gestellt. Die Systemlandschaft des Österreichischen Bibliothekenverbunds wurde mit der Einführung des neuen Bibliotheksmanagementsystems  grundlegend modernisiert. Der Systemwechsel von Aleph 500 auf Alma betraf sowohl das zentrale Verbundsystem als auch die lokalen Systeme der Verbundbibliotheken. Bis zum Abschluss der Systemablöse im Jahr 2021 wurden Aleph und Alma im OBV parallel betrieben. Durch den Parallelbetrieb wurde ein schrittweises Umsteigen aller Verbundbibliotheken und die Fortführung der verbundweiten Zusammenarbeit während der Systemablöse ermöglicht.

Am 24. Juli 2020 wurde eine Novelle zum Errichtungsgesetz der OBVSG im Bundesgesetzblatt I 80/2020 kundgemacht, die mit ihrem Inkrafttreten am 1. Jänner 2021 das bisherige Aufgabenspektrum der OBVSG erweiterte und die verbundinterne Zusammenarbeit weiter stärkte. Die bedeutendste Neuerung war dabei die Eingliederung der Verbundzentrale des Verbundes für Bildung und Kultur (VBK) in die OBVSG, mit gleichzeitiger Übertragung der Leitung des VBK. Durch die Novelle wurden der OBVSG auch weitere Aufgaben übertragen: die Weiterentwicklung zentraler Verbunddienstleistungen, das Anbieten zentraler Basisinfrastruktur für Open Access und Digital Preservation (Langzeitverfügbarkeit) im Bereich des wissenschaftlichen und künstlerischen Publikationswesens und die Koordination der Initiative Shared Archiving (Storing) Austria.

2020 konnten die OBVSG und die Österreichische Nationalbibliothek ihr gemeinsam durchgeführtes EU-weites Ausschreibungsverfahren für ein System zur digitalen Langzeitarchivierung erfolgreich abschließen. 2022 ging die Österreichische Nationalbibliothek als erste Mandantin des konsortial aufgebauten Systems in Produktion.

Der stete Ausbau immer neuer Services, von denen in diesem Überblick nur die wichtigsten genannt sind, fand über all die Jahre seinen Niederschlag in Personalstand und Adresse der Firma. Während im Jahr 2002 gerade einmal 10 Beschäftigte tätig waren, waren es 2022 bereits über 40. Entsprechend wurde auch das Büro immer wieder zu klein. Im Jahr 2004 übersiedelte die OBVSG aus der Garnisongasse in die Brünnlbadgasse (ebenfalls im 9. Bezirk), wo sie aufgrund von Platzmangel 2008 eine Zweigstelle in der Bennogasse eröffnete. 2013 erfolgte schließlich der Umzug in das aktuelle große Büro in der Raimundgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk.